Entwicklung von LTE ohne Erforschung von Risiken auf die Gesundheit
Forscher schätzen die Kosten für die Behandlung eines einzigen Hirntumor-Patienten in den USA auf 100 000 bis eine Million Dollar. Die Ressourcen seien aber limitiert, und in anderen Ländern seien die Behandlungsmöglichkeiten noch viel schlechter. „Viele Regierungen, Handyproduzenten und Expertengruppen raten zur Vorbeugung, einfach indem man die Distanz zum Gerät erhöht, um die Belastung von Körper und Hirn zu minimieren“, sagt Davis. Zudem müsse es strengere Reglementierungen geben. Denn Hirntumoren seien nur
die Spitze des Eisbergs. Der restliche Körper reagiere mit anderen Effekten auf die nahezu allgegenwärtige Strahlung. Angesichts von Milliarden Handynutzern weltweit steige die Belastung aber unvermeidlich weiter an.
Ende 2012 erkannte der Oberste Gerichtshofs Italiens in Rom in einem Urteil sogar einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und dem Hirntumor eines 60-jährigen Mannes an. Dieser führte aus, er habe in einem Zeitraum von zwölf Jahren täglich bis zu sechs Stunden telefoniert. Sein Tumor wuchs auf jener der Seite des Kopfes, wo er sich das Handy ans Ohr hielt. Presseberichten zufolge erwarten Medienanwälte jetzt eine Flut ähnlicher Klagen, was die Handyhersteller hart treffen könnte.
Durch die neue LTE-Mobilfunktechnologie wird Strahlung noch steigen
Dennoch habe bisher keine Regierung umfassende Reformen angeordnet, etwa der Grenzwerte, klagt die BioInitiative in ihrem Bericht. „Weltweit unterliegen alle – von den Kindern über die Allgemeinbevölkerung bis zu den Wissenschaftlern und Ärzten – zunehmend einem starken Druck der Werbung, im Alltag stets die neusten Drahtlosgeräte anzuwenden“, heißt es darin. „Deren unkluger Einsatz in Unterricht, Wohnungen, Geschäft, Kommunikation und Unterhaltung, in medizinischen und bildgebenden Technologien, in privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln fordert zunehmenden Tribut.“ Besondere Aufmerksamkeit würden jedoch der Fötus und das Neugeborene, Kinder mit Lernstörungen und Personen mit einer Intoleranz gegenüber chronischen Belastungen (so genannte Elektrosensible) erfordern.
Dabei dürfte die Strahlenflut künftig noch steigen, fürchtet die Verbraucherschutzorganisation
„Diagnose-Funk“, nämlich durch die neue LTE-Mobilfunktechnologie. Durch den Aufbau der LTE-Netze sei eine Verdoppelung der Belastung zu erwarten. Außerdem komme noch die Strahlung hinzu, die sich aus dem Ausbau öffentlicher WLAN-Netze ergebe. Dagegen hatte das von deutschen Netzbetreibern gegründete Informationszentrum Mobilfunk (IZMF ) erklärt, die Belastung werde sich nur „auf niedrigem Niveau“ erhöhen. Die Ergebnisse einer ersten Messreihe stellte das IZMF im vergangenen Juli vor. „Die durch LTE erzeugten Immissionen liegen in der gleichen Größenordnung wie die der älteren GSM- oder UMTS-Sendeanlagen “, heißt es darin.
Ein einziges LTE-Netz erhöht die Strahlenbelastung um 40 Prozent
Die sei „pure Schönfärberei“ kontert die Diagnose-Funk. Denn allein durch den Betrieb eines einzigen LTE-Netzes sei die Strahlenbelastung im Mittel um 40 Prozent gestiegen. Die Mobilfunk-Betreiber würden zudem verschweigen, dass LTE ohne eine einzige Untersuchung der Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit entwickelt wurde. Selbst die Bundesregierung bestätige dies in einer Drucksache. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz sieht bei LTE „noch Forschungsbedarf für mögliche Auswirkungen auf Kinder … und im Bereich der Langzeitwirkung.“
Trotz dieser Risiken werde die Bevölkerung einem unkontrollierten Feldversuch mit ständig steigender Strahlenbelastung ausgesetzt, meint Diagnose-Funk-Vorstand Jörn Gutbier. Deshalb sei eine Politik der Aufklärung und Strahlungsminimierung unverzichtbar. „Eine effektive Schutzpolitik ist möglich, ohne dabei auf eine gute und flächendeckende Mobilfunkversorgung zu verzichten“, betont Gutbier. „Auf jeden Fall brauchen wir keine zwölf parallel betriebenen Mobilfunknetze.“ Stattdessen müsse eine gesundheitlich unbedenkliche Datenübertragung eingeführt werden.
Alternative durch optisches WLAN
Die könnte es tatsächlich bald geben, denn weltweit arbeiten Forschungsinstitute an einer Alternative. Es handelt sich um ein optisches WLAN, das mit dem Licht von Leuchtdioden arbeitet. Sein Vorteil ist, dass mehr Wellenlängen zur Verfügung stehen als für eine Funkübertragung. Allerdings gibt es auch Nachteile: Für ein Funk-WLAN versorgt ein Sender die ganze Wohnung. Ein optisches WLAN benötigt dagegen einen Sender in jedem Raum. Aber auch hier gibt es eine Lösung: Als Sender könnte die Lampe dienen, die für die Beleuchtung sorgt. Die Daten kämen dann über die Stromleitung.
Quelle: Focus Online