Archiv für den Monat: August 2013

Elektrosmog als Kommunikationsmedium

Forscher an der Universität von Washington haben ein funkbasiertes Kommunikationssystem entwickelt, das gänzlich ohne Stromversorgung auskommt. Die »Ambient Backscatter«-Technik reflektiert oder absorbiert vorhandene Fernseh- und Mobilfunksignale, um Informationen per Morse-Code auszutauschen.

Elektrosmog umgibt uns ständig. Er kommt vom Rundfunk sowie vom Mobilfunk wie Basisstationen und Handys. Bei der »Ambient Backscatter«-Technik (Umgebungs-Rückstreuung) nutzen Forscher an der Universität von Washington in Seattle diese Funkenergie sowohl als Energiequelle als auch als Kommunikationsmedium. So können zwei batteriefreien Geräten durch Rückstreuung bestehender Funksignale per Morse-Code miteinander kommunizieren. Dadurch ist die Backscatter-Kommunikation um Größenordnungen energieeffizienter als herkömmliche Funkkommunikation. Da sie die HF-Signale um uns herum nutzt, ist es nicht erforderlich, eine eigene Energie-Infrastruktur zu implementieren wie z.B. bei RFID.

Die Backscatter-Kommunikation könnte nach Meinung von Shyam Gollakota, dem leitenden Forscher, in einer Reihe von Bereichen Anwendung findet, zum Beispiel Wearable-Computing,
Smart-Homes und autarken Sensornetzwerken.

Alltagsgegenstände lassen sich so mit batterielosen Tags ausstatten, um miteinander zu kommunizieren. So könnte eine Couch den Benutzer per Ambient-Backscatter wissen lassen, wo er seine Schlüssel liegengelassen hat. »Intelligente« Sensoren könnten in nahezu jeder Struktur eingebaut werden. So könnten z.B. in einer Brücke platzierte Sensoren den Zustand des Betons und des Stahls überwachen und eine Benachrichtigung senden, wenn einer der Sensoren beispielsweise einen Haarriss feststellen.

Die Forscher testeten die Ambient-Backscatter-Technik mit Prototypen im Scheckkartenformat, die sie weniger Meter voneinander entfernt platzierten. Für jedes Gerät bauten sie eine Antennen aus einer gewöhnlichen Leiterplatte. Eine LED blinkte, sobald es ein Kommunikationssignal von einem anderen Gerät empfing. Gruppen der Geräte wurden in einer Vielzahl von Szenarien in der Gegend von Seattle getestet, einschließlich innerhalb eines Mehrfamilienhauses, an einer Straßenecke und auf der obersten Ebene eines Parkhauses. Diese Standorte waren unterschiedlich weit entfernt von einem Fernsehturm: von einer halben amerikanischen Meile (847 m) bis zu 6,5 Meilen (10,5 km).

http://abc.cs.washington.edu/

Mobiltelefonie und Zellstress als Hauptrisikofaktor für Krebs

Während sich die bisherige Sorge um mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung immer noch kontrovers diskutiert werden, jedoch sowohl die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die International Agency for Research on Cancer (IARC) die von den Endgeräten verursachte elektromagnetische Strahlung besonders beim Vieltelefonieren als “möglicherweise krebserregend” einstuft, bestätigt eine neue Studie israelischer Wissenschaftler nun diese Befürchtungen und offenbart ein bislang unbeachteten Krebsrisikofaktor.

Bei Untersuchungen über mögliche Verbindungen zwischen dem Gebrauch von Mobiltelefonen und Krebserkrankungsraten hat das Team um Dr. Yaniv Hamazany von der Tel Aviv University nach Hinweisen darauf im Speichel von Mobilfunknutzern gesucht, da die Endgeräte bei normalem Gebrauch (also ohne Headset oder Lautsprechfunktion) in der Nähe der Speicheldrüse gehalten werden. Die Vermutung der Forscher war, dass der Speichelinhalt weitere Informationen darüber liefern könne, ob eine krebserregende Komponente vorliegt.
Ein Vergleich des untersuchten Speichels von Vieltelefonierern mit dem von Personen, die gar kein Mobiltelefon nutzen, offenbarte denn auch tatsächlich Hinweise von stärkerem sogenannten oxidativen Stress im Speichel der Vieltelefonierer.

Bei oxidativem Stress handelt es sich um einen Prozess, der nahezu alle Aspekte der menschlichen Zelle inklusive der DNA durch die Erzeugung giftiger Peroxide und freier Radikale schädigt und der als einer der Hauptrisikofaktoren für Krebs gilt.

Wie die Forscher aktuell im Fachjournal “Antioxidants and Redox Signaling” (DOI: 10.1089/ars.2012.4751) berichten, untersuchten sie in ihrer Studie den Speichelinhalt von 20 Vieltelefonieren, also Personen, die pro Monat mindestens 8 Stunden (meist jedoch deutlich mehr, bis zu 40 Stunden) mit ihrem Handy telefonierten und verglichen diesen mit dem von tauben Personen die aufgrund dieses Umstands gar kein Mobiltelefon nutzen, sondern ihr Endgeräte ausschließlich für non-verbale Kommunikation (SMS und Internet) verwenden.

Hierbei zeigte sich bei der Gruppe der Vieltelefonierer ein signifikanter Anstieg an oxidativem Stresswerten im Speichel: “Dieses Ergebnis legt nahe, dass es einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss durch das dauerhafte Mobiltelefonieren auf oxidativem Stress in Gewebe und Drüsen gibt”, so die Forscher. Derartiger Stress gilt als Auslöser von zellulären und genetischen Mutationen die zur Entstehung von Tumoren führen können.

Damit spiegelt das Untersuchungsergebnis langjährigen Bedenken über die Aus-wirkungen von
Mobilfunkstrahlen, besonders jedoch der Effekte von nichtionisiereder elektromagnetischer Strahlung auf jenes menschliche Gewebe wider, das sich in der Nähe der meist am Ohr gehaltenen Endgeräte befindet.

Auch wenn die aktuellen Ergebnisse noch keinen eindeutigen Nachweis im Sinne von Ursache und Wirkung bezüglich einer Verbindung zwischen Mobiltelefonie und Krebs darstelle, so handele es sich doch um einen weiteren Glied einer langen Kette von Hinweisen und Beweisen dafür, dass Langzeitmobiltelefonie gesundheitsschädlich ist und zeige zugleich einen gänzlich neuen Weg für weitere Untersuchungen auf, so die Wissenschaftler abschließend. In weiteren Untersuchungen soll nun der Speichelgehalt von Personen vor dem Telefonieren für mehrere Minuten mit dem danach verglichen werden, um so Erkenntnisse über mögliche unmittelbare Auswirkungen zu erlangen.

Quelle: aftau.org/grenzwissenschaft-aktuell.de vom 30.07.2013